Band 10

Brennende Zeitprobleme

Psychoanalyse als Gesellschaftskritik und Kritik der Psychoanalyse.
Schriften 1983–1991

Paul Parins Blick auf die brennenden Zeitprobleme der 1980er Jahre war geschärft durch seine eigenen Erfahrungen als Antifaschist in der Zeit von 1939 bis 1945, in der er Flüchtlinge betreute, Klassiker der Psychoanalyse und des Marxismus las und sich in Kriegschirurgie ausbildete, mit der er schließlich in der jugoslawischen Befreiungs­armee nützliche medizinische Hilfe leisten konnte.
Parin war in der ersten Hälfte der 1980er Jahre in der internationalen medizinischen Friedensbewegung »Ärzte gegen den Atomkrieg« aktiv. Sein Engagement gegen die Verleugnung einer gefahrenschwangeren Realität und die Analyse der dabei wirksamen psychologischen Vorgänge haben nichts an Aktualität eingebüßt.
In der Schweiz war er engagiert gegen die Behandlung von Flüchtlingen als Feinde und gegen die rigide Praxis der Schweizer Behörden bei Ausweisungen und der Behandlung der Jenischen.
Parin warnte 1988 als einer der ersten vor einem politisch in Dienst genommenen Nationalismus und der damit einhergehenden Kriegsgefahr im ehemaligen Jugoslawien und trat für Freiheit und Gleichberechtigung für den Kosovo ein.
Die etablierte Psychoanalyse hatte in dieser Zeit immer noch das Erbe ihrer Kulturkritik verleugnet, ihre Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus ausgeblendet und ihre Deformation aus der angelsächsischen Emigration als Mainstream übernommen. Parin lieferte die Kritik an dieser Entwicklung und unterzog die Psychoanalyse einer psychoanalytischen Kulturkritik.
In diesem Band sind seine Schriften der Jahre 1983–1991 versammelt.

Inhaltsverzeichnis

 

Helmut Dahmer

10.  Wiederbegegnung mit Paul Parin

 

Paul Parin

1983

28.  Psychoanalyse als Gesellschaftskritik im Werk von Alexander Mitscherlich

39.  Medicozentrismus

59.  Die therapeutische Aufgabe und die Verleugnung der Gefahr

71.   Die Angst der Mächtigen vor öffentlicher Trauer

88.  Das obligat unglückliche Verhältnis der Psychoanalytiker zur Macht

95.  Diskussion. Kulturkrise und Revolte

116.  Gespräch. »Meiner Ansicht nach ist es das Schlechteste, gar nichts zu tun«

123.  Gespräch. Gegen den Verfall der Psychoanalyse

143.  Buchbesprechung. Muschg, Adolf: Literatur als Therapie?

147.  Buchbesprechung. Boroffka, Alexander: Annotated Autobiographical Notes by an African on his Mental Illness

150.  Buchbesprechung. Erdheim, Mario: Die gesellschaftliche Produktion von Unbewußtheit

154.  Heimatvertrieben 83

157.  Leserbrief. Heimatvertrieben 83

159.  Ein Lehrstück von Helden und dem hilflosen Volk

162.  Hitler am Werk, heute und hier. Tagebücher-Rummel

165.  Vorbemerkung. Gojko Nikoliš: Der Marxismus ist kein Bekenntnis

167.  Interview. Wenn Menschen gegen ihr eigenes Interesse handeln

172.  Leserbrief. Kein Widerruf

1984

174.  Anpassung oder Widerstand

182.  Buchbesprechung. Suter, Daniel: Rechtsauflösung durch Angst und Schrecken

185.  Leserbrief. SP-Bundesratsbeteiligung

186.  Arzt, Psychoanalytiker, Maler. Zum Tod von Fritz Morgenthaler

189.  Buchbesprechung. Jacoby, Russell: The Repression of Psychoanalysis

1985

192.  »The Mark of Oppression.« Juden und Homosexuelle als Fremde

216.  Kommentar. »Psychoanalyse in Schwulitäten«

220.  Geleitwort. Raúl Páramo-Ortega: Das Unbehagen an der Kultur

223.  Hexenjagd im Geistigen: Tendenzwende gegen die Psychoanalyse

235.  Buchbesprechung. Samonà, Carmelo: Der Aufseher

238.  Das Studium des »subjektiven Faktors«

258.  Die unbewusste Anpassung an soziale Verhältnisse

271.  Psychoanalyse und Politik

276.  Leserbrief. »Angriff auf das Reich des Königs Ödipus«

277 Leserbrief. Bundesanwaltschaft: Rassistische Tendenz?

1986

279.  Kurzer Aufenthalt in Triest oder Koordinaten der Psychoanalyse

310.  Tempora mutantur

314.  Vorwort. Codignola, Enzo: Das Wahre und das Falsche

318.  Armee-Volk dank Volksarmee?

325.  Erinnern

327.  Vorbemerkung. Morgenthaler, Fritz: Der Traum

329.  Die Schweizer und die Fremden

340.  Die Verflüchtigung des Sexuellen

349.  Die Mystifizierung von AIDS

359.  Schwarzer Humor

360.  Anschluss an den Zeitgeist

362.  Buchbesprechung. Lohmann, Hans-Martin: Freud zur Einführung

364.  Leserbrief. Ein fanatischer Irrglaube machte den Kinderraub möglich

1987

366.  Abstinenz?

372.  Ziviler Ungehorsam

389.  Analyse des Wettrüstens

408.  Drohende Einsamkeit

416.  Buchbesprechung. Nadig, Maya: Die verborgene Kultur der Frau

420.  Buchbesprechung. Freud, Sigmund: Briefe an Wilhelm Fließ 1887–1904

424.  Unentbehrliche künstlerische Werke

426.  Gespräch. Der Analytiker: Angepasst im Widerspruch

437.  Wir fürchten uns nicht! Gedanken zum Ostermarsch

439.  Gespräch. »Heimatlosigkeit kann auch bereichernd sein«

443.  Kündigs letzte Tat

445.  Leserbrief. Freud falsch interpretiert

1988

446.  Psychoanalyse der Macht

454.  Gespräch. Es gibt so viele Eifersüchte, wie es eifersüchtige Menschen gibt

462.  Vorwort. Ottomeyer, Klaus: Ein Brief an Sieglinde Tschabuschnig

464.  Nachruf. Marie Langer

468.  Aufruf statt Nachruf: Zum Tod von Karl Schiffer

472.  Freiheit und Gleichberechtigung für Kosovo

479.  Buchbesprechung. Lohmann, Hans-Martin: Alexander Mitscherlich

481.  Buchbesprechung. Heenen-Wolff, Susann: »Wenn ich Oberhuber hieße …«

484.  »R« wie »Jude«. Kennzeichnung abgewiesener Flüchtlinge

486.  Zivilschutz als Tatbetrug

488.  Interview. Die Verarbeitung der Vergangenheit hat emotional nicht stattgefunden

491.  Leserbrief. »Lieber in türkischen Gefängnissen als in der Basler Zivilschutzanlage?«

493.  Leserbrief. Wir sind empört über die Ausschaffung von Mathieu Musey

495.  Fluchtpunkt?

498 Unser Rassismus

1989

505.  Zur Kritik der Gesellschaftskritik im Deutungsprozess

528.  Psychoanalyse und politische Macht

544.  Psychoanalytische Entlarvung des Glücks

554.  Verehrter Kollege

560.  Vorwort. Strobl, Ingrid: Frausein allein ist kein Programm

563.  Zivilschutzgesetz verpflichtet zu unsinnigem Tun, das Mittel von möglicher Abhilfe abzieht

566.  Sozialwissenschaftler für eine lebenswerte Zukunft

570.  Gespräch. »Rede mitenand« – wo man doch streiten müsste

574.  Buchbesprechung. Peter-Paul Zahl: Der Staat ist eine mündelsichere Kapitalanlage

577.  Für wen und für was habe ich das getan?

580.  Zu Linard Bardill. Der Sprung im Traum

582.  Nachruf. Guido Piderman

1990

585.  Die Beschädigung der Psychoanalyse in der angelsächsischen Emigration und ihre Rückkehr nach Europa

595.  Vorwort. Tripet, Lise: Wo steht das verlorene Haus meines Vaters?

600.  Vorwort. Reichmayr, Johannes: Spurensuche in der Geschichte der Psychoanalyse

605.  Vorwort. Handbuch Eritrea

608.  Interview. Behörden müssen endlich klar Position beziehen

612.  Gespräch. Zweierlei Schweiz

615.  Die Vernichtung einer Schriftstellerin

1991

620.  Plädoyer für junge Lesende

623.  Der aufrechte Gang beim Verlassen der Kaserne

631.  Leserbrief. Fragwürdig, kurzsichtig und moralisch verwerflich

633.  Das Feindbild Flüchtlinge

637.  Gespräch. Von der Brauchbarkeit des Fremden

646.  Lederschnüre statt Computer

652.  Tito: Jedes Volk hat das Recht auf Selbstbestimmung

654.  Buchbesprechung. Sender, Ramón José: Sieben rote Sonntage

656.  Gespräch. Psychoanalyse eines Konflikts

667.  Interview. »Kein Flüchtling bedroht uns«

670.  Bis aufs Blut

674.  Veröffentlichungen von Paul Parin 1983 bis 1991

 

Rezensionen

Klaus Hoffmann, Luzifer-Amor 71, 1/2023